Das
Abendland war der Weltgestalter schlechthin, strotzend vor
Selbstbewußtsein unterwarf es die anderen Kontinente seinen Prinzipien,
seiner Wissenschaftlichkeit und seinem Seinsverständnis. Um 1950 jedoch
setzte eine Infragestellung des Eigenen ein, die in passive
Selbstvergessenheit ebenso mündete wie in aktive Selbstauflösung.
Diese
Verachtung des Eigenen wird von den Europäern selbst als
wünschenswerter "Schritt von sich weg" begrüßt und als Fortschritt
begriffen. Kann sich eine Kultur also erschöpfen und das eigene
Verschwinden betreiben? Sie kann, sagt Frank Lisson: Die Verachtung des
Eigenen ist umgekehrte Überhöhung des Eigenart. Der selbstzerstörerische
Antrieb ist dort zu suchen, wo jahrhundertelang der Antrieb für den
globalen Aus- und Übergriff heißlief.
Nach Homo Absolutus legt Lisson nun seinen zweiten großen Entwurf unserer Lebensmöglichkeit "nach den Kulturen" vor.
367 Seiten, gebunden