Von der Bekennenden Kirche zum Hilfskreuzermatrosen auf den Weltmeeren
Obersteuermann P., aufgeschrieben von Adrian Matthes
Obersteuermann P., aufgeschrieben von Adrian Matthes
Im 104. Lebensjahr erzählt der ehemalige Obersteuermann P.
aus seiner bewegten Jugendzeit. 1938 erreichte ihn der Stellungsbefehl der
Wehrmacht und ab 1940 diente er an einem Geschütz an Bord der “Kormoran”, dem
Hilfskreuzer, der nach einer nervenaufreibenden Kaperfahrt vor Australien den
Kreuzer “Sydney” versenkte. Nach
Äquatortaufe, Haiangeln und dem Aufbringen von sechs Schiffen ging es
schließlich als Prisenkommando eines geenterten kanadischen Tankschiffes zurück
in die Heimat. Die “Kormoran” sah er nie wieder, 2008 fand man das Wrack in
2500 Metern Tiefe im indischen Ozean. Für P. folgten Fahrten auf Minenschiffen
und einem Panzerkreuzer aus dem Ersten Weltkrieg, welche allesamt bis
Kriegsende verloren gingen. Mehrmals kam er dabei nur knapp mit dem Leben davon
und bei einem Torpedotreffer vor Toulon wurde er schwer verwundet. Obwohl
mehrfach ausgezeichnet trug P. seine Orden nicht mit Stolz und war ein Soldat,
der keiner sein wollte. Als einer der wenigen seines Jahrgangs fügte er sich
nicht in das System der damaligen Zeit ein und kann heute aus der Perspektive
eines NS-Gegners spannende Einblicke in die oppositionelle evangelische
Jugendarbeit im Berlin der 30er Jahre sowie die Bekennende Kirche geben.
Obersteuermann P. ist mit Sicherheit das letzte lebende
Besatzungsmitglied der Kormoran und wahrscheinlich der letzte Träger des
Hilfskreuzerabzeichens. Um im hohen Alter einen Rummel um seine Person zu
vermeiden haben wir uns entschlossen seine Erinnerungen anonym zu
veröffentlichen.
155 Seiten mit 74 teils nachkolorierten Aufnahmen und
zahlreichen unveröffentlichte Fotografien vom Bordleben auf der „Kormoran“.
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