Der neue Gedichtband ist eine klingende Meditation über Herkunft und Sinn-Suche. Es ist ein Bekenntnis zum inneren Reich, zur Tradition, zu Form und Sinn. Noltes Verse raunen: Kein König sitzt auf dem Thron der Heimat, aber das Adeltum der Natur waltet und regiert nach wie vor - und wie in tausend Jahren. Wie Wälder, Wind und Wolken atmen Noltes Verse im Gleichmaß des Ewigen auf und ab. Schroff klingen sie im Zweifel, kraftvoll im Hoffen und Glauben an das Morgenrot abendländischer Wiederkehr in Zeiten von Verlust und Abschied.

Seiten: 127

Rezension: National-Zeitung, 06.02.2017 (Auszug)

"Der neue Gedichtband ist eine klingende Meditation über Herkunft und Sinn-Suche. Es ist ein Bekenntnis zum inneren Reich, zur Tradition, zu Form und Sinn. Noltes Verse raunen: Kein König sitzt auf dem Thron der Heimat, aber das Adeltum der Natur waltet und regiert nach wie vor - und wie in tausend Jahren. Wie Wälder, Wind und Wolken atmen Noltes Verse im Gleichmaß des Ewigen auf und ab. Schroff klingen sie im Zweifel, kraftvoll im Hoffen und Glauben an das Morgenrot abendländischer Wiederkehr in Zeiten von Verlust und Abschied.

Dresdner Feuersturm

So erinnert der Autor gleich zweimal an den Dresdner Feuersturm des Jahres 1945 und bringt seine stille Trauer über die Opfer zum Ausdruck. In dem Gedicht „Dresden“ über den Untergang und das Wiederaufblühen der Elbmetropole heißt es:

Konntest Du Dich retten, häuten,

Wahren, als der Flammen Kuss

Striff der Frauenkirche Läuten

In der Trümmer Tumulus?

Wanken mit verkohlten Schwingen

Engel, wo des Schatten Rauch

Hüllte letztes Todesringen

Oder starb das Schöne auch?

Das Gedicht „Mahnung“ wiederum basiert auf einer Legende, die Nolte vor Jahren von einer Dresdnerin erzählt bekam. Es geht um einen See, der auch im frostigsten Winter nie gefror, da man an der Stelle einst die halbverkohlten und an Phosphor erstickten Toten verbrannt haben soll.

Fragen an Tamara Bunke

In auffallend vielen Gedichten des neuen Bandes werden – zumeist literarische – Persönlichkeiten gewürdigt, was den Erinnerungscharakter noch einmal unterstreicht. Eines ist Georg Trakl gewidmet

(„Krieg hatdein Antlitz zerschnitten./ Bleiernes Leid machte stumm/ Dich – doch du hast fromm gelitten,/ Bruder, mein Bruder, warum?“), ein anderes dem japanischen Schriftsteller Yukio Mishima, der vor nunmehr 46 Jahren durch Seppuku, die ritualisierte Form der Selbsttötung nach Art der Samurai, aus dem Leben schied („Kniest Du immer noch/ Einsam und entblößt,/ Herrlich siegreich, doch/ Von der Sinne Joch/ Niemals ganz erlöst?“), ein weiteres, geradezu frivoles dem frühbarocken italienischen Maler Caravaggio („Ließest heiter tanzen/ Deines Pinsels Strahl,/ Über Mode-Schranzen/Stickiger Moral.“).

Eher ungewöhnlich mag in dieser Reihe das Gedicht „Tamara Bunke“ scheinen, mit der sich Nolte in der für ihn typischen Frageform an die in der früheren DDR hoch geachtete deutsch-argentinischen Kampfgefährtin Che Guevaras wendet. Nach ihrem Tod bei Kämpfen in Bolivien fand man in ihrem Rucksack einen angefangenen Brief an ihre Mutter, in dem es hieß: „Liebe Mutter, ich abe Angst. Ich weiß nicht, was aus mir und all den anderen werden soll. Wahrscheinlich nichts. Ich versuche mich daran zu erinnern, wie es ist, wenn man Courage hat. Ich bin ein Nichts. Ich bin nicht einmal mehr eine Frau, kein Mädchen, nur noch ein Kind.“...

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