Für Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn standen auf der politischen
Rechten „Persönlichkeit, Vertikalität, Transzendenz, Freiheit,
Subsidiarität und Vielfalt“, auf der Linken „Kollektivismus,
Horizontalismus, Materialismus, Gleichheit-Nämlichkeit, Zentralismus und
Einfalt (in beiden Sinnen des Wortes)“, und dazwischen trieben sich nur
die Unentschlossenen herum.
Für ihn stellte sich eine ganz
bestimmte „Schicksalsfrage des Abendlandes“, mit der er sein zuletzt
1985 erschienenes zentrales Buch „Gleichheit oder Freiheit?“
überschrieb. Denn dem universal belesenen Denker stand schon kurz nach
den Verwerfungen des Zweiten Weltkriegs das Menetekel eines neuen,
demokratischen Totalitarismus vor Augen – einer die Väter verachtenden
Brüderlichkeit, die im „Big Brother“ ihren höchsten Ausdruck findet.
Sein bis heute hochbrisantes Grundlagenwerk war lange vergriffen und
liegt zum 110. Geburts- und 20. Todestag des großen österreichischen
Intellektuellen nun endlich wieder vor.
Der Autor Erik von Kuehnelt-Leddihn
(1909–1999) studierte Rechts- und Staatswissenschaften sowie Theologie
in Wien und Budapest und lehrte ab 1935 er an mehreren katholischen
Hochschulen in Großbritannien und in den USA. Kuehnelt-Leddihn war ein
vielgereister und extrem belesener humanistischer Gelehrter, bezeichnete
sich selbst als „katholischen rechtsradikalen Liberalen“ und war
zeitlebens rege publizistisch tätig.