Die
dreiste Volksbeschimpfung ist in einem anderen Sinne als dem gemeinten bitter
wahr, denn außerhalb von Semperoper und Frauenkirche ist es finster in Sachsen.
In sterbenden Dörfern wird nur noch für Altgold-Ankauf geworben.
Sebastian Hennigs Bericht, die Zeichen und Funde am Wege, die kurzen und
manchmal längeren Gespräche mit Standhaltenden und Zweifelnden, voll von Sorge
und Erinnerung, entlarven die Schicksalhaftigkeit moderner Entortung als eine
sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wir sind nicht weniger an die Scholle
gebunden als der Steinzeitmensch, und wenn wir das verleugnen, schaden wir nur
uns selber. Das einzugestehen, bedeutet keineswegs Beschränkung. Der Blick
öffnet sich und wir werden der Bedeutung unseres Seins teilhaftig.
Der Wanderer läßt die Heimat selbst sprechen, die mitteldeutsche Kleinheit, in
die mit den Vertriebenen aus den Weiten des Ostens die Empfindung der Fremdheit
einzog, wo die Wunden des Jahrhunderts unvernarbt sprechen und gerade in
jüngster Vergangenheit wieder aufgerissen wurden.