Zeiten der Revolution und des Bürgerkrieges pflegen an Möglichkeiten für überdurchschnittliche, entschlossene und ungehemmte Menschen reich zu sein.
Bei den russischen Wirren der Jahre 1917 bis 1921 trifft das wohl auf die Bolschewisten zu, bei denen sogar die höchsten Armeekommandeure, die späteren Marschälle Tuchatschewski, Woroschilow, Budjonnyj und Blücher, gleichsam aus dem Nichts zu führenden Militärs des Riesenreiches emporwuchsen; der Grund dagegen, weshalb die weiße Konterrevolution zum Scheitern verurteilt war, mag zutiefst darin zu suchen sein, daß es ihr an wirklich revolutionären Führerpersönlichkeiten, die alle Rücksichten und Fesseln hätten abstreifen können, fast gänzlich fehlte.
Die interessanteste, kraftvollste und umstrittenste Gestalt der weißen Revolution war der baltische Baron Ungern-Sternberg. Seine eigentliche große Zeit begann erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1920, als der Endsieg den Bolschewisten kaum noch zu entreißen war.
Als einfacher Kosaken-Oberleutnant zog Baron Ungern 1914 in den Krieg. Wenige Jahre später hatte er sich, allein dank seiner eigenen Energie und Umsicht, zum souveränen Herrscher eines Reiches aufgeschwungen, das, im Herzen Asiens gelegen, mehr als dreimal so groß wie Deutschland ist. Die Einwohner dieses Reiches verehrten ihn als lebenden Kriegsgott »Ungern-Khan«, als Wiedergeburt ihres größten Sohnes Tschingis Khan. Ungerns Schicksal gehört zu den bewegtesten und ungewöhnlichsten, die das zwanzigste Jahrhundert hervorbrachte. Der Weg dieses Mannes wird in diesem Roman nacherzählt.