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Hauer: Werden und Wesen der Anthroposophie

Eine Wertung und eine Kritik

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Seit Jahren hatte er aufmerksam die neu auftretenden Strömungen des Okkultismus beobachtet. Aufgrund seiner Erfahrungen in Indien untersuchte er in diesen Strömungen besonders Ihre Mischung aus abendländisch-religionsgeschichtlichen Zügen und Vorstellungen aus dem älteren indischen und vorderorientalischen Gedankengut. Auf diesem Weg hatte sich auch die Begegnung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners ergeben.

Im Laufe des Jahres 1921 veröffentlichte Hauer verschiedene Aufsätze zum Thema Anthroposophie, und seine Vortragsreihe im Siegle-Haus zu Stuttgart, der Stadt, die damals Mittelpunkt der anthroposophischen Bewegung in Deutschland war. Diese Vorträge wurden 1922 zu dem Werk "Werden und Wesen der Anthroposophie" verarbeitet. Hauer versteht es, die schwierige Materie wissenschaftlich fundiert, doch allgemeinverständlich darzulegen. Während seines Studiums hatte Hauer Quellen und Literatur zu vorchristlichen Geheimlehren des Mittelalters und der Neuzeit durchgearbeitet. Jetzt verglich er die Gehalte und Vorstellungen daraus mit den Ausführungen Steiners. Hauer würdigt in seiner Schrift die Anthroposophie als einen der Ganzheitsentwürfe, die sich in dem neuen Jahrhundert gegen Materialismus und sinnentleerte Vereinzelung der Menschen stellen.

Eine der Formulierungen Hauers über das Weltbild der Anthroposophie wurde sogar in einem Werbeflugblatt der Anthroposophen aufgenommen: "Großartig ist das Bild in seinen Grundzügen. Endlich scheint das ganze sichtbare und unsichtbare All mit und in den Menschen in einer großen Einheit zusammengefaßt. Kein Bruch klafft mehr zwischen Sichtbar und Unsichtbar, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und fernster Zukunft." Weggelassen haben die Anthroposophen selbstverständlich den darauf folgenden Satz Hauers: "Alles liegt klar und enthüllt vor unseren Augen und alles, die letzte Erkenntnis und höchste Macht, ist in den Bereich unseres Strebens gerückt - nur Gott bleibt unendlich ferne."

Hauer geht mit großem Ernst an die Weltanschauung Steiners heran: Selbst die fantastisch anmutende "Kosmogonie", ein gewaltiger Versuch "die Welt", das All und sein Geschehen als eine große Einheit darzustellen, geht Hauer mit wissenschaftlichen Ernst an. Auch die sogenannte "Akaschachronik", ein "unsichtbares, in der Seele des Hellsehers sich entfaltendes Geschichtsgemälde ätherischer, halbstofflicher, halb geistiger" Natur, wird von Hauer mit dem "nötigen" Ernst betrachtet.

Die größte Anmaßung der Lehre Steiners ist die, zu behaupten, es handele sich bei der Anthroposophie um eine Wissenschaft vom Übersinnlichen. "Ich fordere also weiterhin und ohne Unterlaß Beweise von der Geisteswissenschaft für ihre Erkenntnisse, sonst muß sie ihren so zuversichtlich erhobenen Anspruch, Wissenschaft vom Übersinnlichen zu sein, endgültig aufgeben. Tut sie es nicht, so treibt sie Spott mit einem Wort, das trotz aller Mißgriffe ein Jahrtausende altes ernstes Streben nach Erkenntnis der Wahrheit geadelt hat." – Außerdem untersuchte er wesentliche Aussagen Steiners erkenntnistheoretisch und zeigte, daß ihnen statt philosophischer Denkakte, statt objektiver Tatbestände und ihrer methodisch überprüfbaren Entdeckungsweise die Behauptung hellseherischer Schau und ihrer Stimmigkeit zugrunde liegt. Nicht als Wissenschaft und nicht als Schöpfung einer Religion im Sinne eines neuartig konzipierten Verhältnisses zwischen Gott und Mensch, Mensch und Gott konnte der Indologe und Gelehrte der vergleichenden Religionswissenschaften die Anthroposophie nach den Schriften Steiners gelten lassen... (Margarete Dierks, Jakob Wilhelm Hauer, 1881–1962: Leben, Werk, Wirkung, Heidelberg, 1986)

Hauers Kollege, der Prager Indologe Moritz Winternitz, bedankte sich schriftlich am 23. März 1922 für Hauers Übersendung des "Buches über die Steinersche Anthroposophie" und fügte der Danksagung noch hinzu: "Aber verdient Steiner wirklich diesen vielen Aufwand an Papier, Druckerschwärze und wissenschaftlicher Arbeit? Da sind mir die indischen Yogis, Sadhus und noch so wunderlichen Heiligen doch lieber.

Uns scheint dieses Werk in jedem Fall die Arbeit, das Papier und die Druckerschwärze wert zu sein". Denn seit Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Einfluß der Anthroposophie sich nur nicht verringert sondern viel mehr stark vergrößert. Viele unbedarfte Menschen schicken heute Ihre Kinder auf die anthroposophischen Waldorfschulen, in anthroposophische Kindergärten und anderen Einrichtungen, ohne überhaupt die okkulten Hintergründe dieser Lehre zu erfassen. Die Anthroposophie hat Einzug in alle Lebensbereiche genommen: Anthroposophische Ärzte, Psychologen, und Bildungsstätten sind, ohne Hinterfragung von der Gesellschaft angenommen worden. Die gesamte Waldorfpädagogik, wird als Alternative gegenüber dem heutigen mangelhaften Schulwesen betrachtet. Nicht zuletzt schreit es in der Zeit der katastrophalen Pisa-Studie nach Alternativen.

Wann aber die Lehre der selbsternannten Hellseher wirklich eine Alternative darstellen? Gerade den zumeist weniger oberflächlichen, dem Materialismus nicht verhafteten Eltern, die Ihre Kinder in anthroposophische Waldorf-Einrichtungen schicken, sei dieses Buch besonders ans Herz gelegt. Denn "… der Vorwurf des geistigen Materialismus gegen die Anthroposophie [wird] mit Recht erhoben … Diesen halte ich letzten Endes aber für wesentlich gefährlicher als den reinen Materialismus, dieser leugnet die geistige Welt; jener aber zieht sie zum Stoff herab, wo ihr lebendiges zur Mumie wird." (Werden und Wesen der Anthroposophie, S. 113) Wer die Waldorfpädagogik verstehen will, sollte deren okkulten Grundlagen kennen!

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